An den Hängen des Schicksalsberges!

Nachdem wir gestern von Taupo in den Tongariro National Park gereist waren, stand heute der große Tag an! Wie ich schon mehrfach angekündigt habe, ging es heute zum Tongariro Alpine Crossing! :)


Da wir Großes vor hatten, ging es auch schon seeehr früh los. Das eigentlichen Shuttle, welches vom Hostel zum Startpunkt und auch wieder vom Endpunkt zum Hostel fährt, war uns eindeutig zu spät.. Das Shuttle fährt vom Hostel erst gegen 07:15 ab. Wenn man jetzt bedenkt, dass der letzte Bus um 16:00 den Endpunkt verlässt und man aber eine Wanderung von zirka 10 Stunden geplant hat, merkt man doch sehr schnell, auch ohne ein Mathegenie zu sein, dass das nicht ganz passst!

 

Dementsprechend war unser Plan mit einem Auto zum Startpunkt zu fahren, den Track zu machen, und darauf zu hoffen, dass uns jemand am Endpunkt freundlicherweise wieder bis zum Startpunkt mitnimmt. :) So viel also in der Theorie!

 

Der Wecker ging um 04:00 morgens.. Viel Schlaf gab es dementsprechend heute nicht wirklich! Ich hatte zum Glück ein Zimmer mit Gleichgesinnten – also Leuten die am nächsten Tag eine ähnliche Planung hatten. Zwar hatte ich natürlich wieder das Losglück, eine Schnarchnase über mir zu haben – aber trotzdem verlief die Nacht relativ gut für so wenig Schlaf.


Schnell noch ein bisschen was gefrühstückt und dann kamen wir endlich los! Zwar etwas verspätet als geplant (geplant war 5:00), aber nichts desto trotz früher, als das Hostelshuttle. Allein die Fahrt zum Nationalpark war einfach umwerfend, aber das werdet ihr im folgenden Video noch sehen. Alles sah nach einem absoluten perfekten Tag aus! Leichte Wolken schwebten über die Bergkämme – umwerfendes Motiv zum Fotografieren! 

 

Frisch war es an diesem Morgen, ziemlich frisch! =D Daher hatte ich natürlich meine wärmende Unterziehwäsche angezogen und mich nach dem „Zwiebel-Look“ aufgestellt, frei nach dem Motto: Ausziehen geht ja immer! Ich muss aber zugeben, ganz zu Beginn war es dann trotzdem relativ frisch! =D

 

Den Startpunkt erreichten wir gegen kurz nach 6:00, unser Zeitfenster lebte also!! :) 10 Stunden schienen selbst mit Hostel einigermaßen machbar. Klar, geplant war das Shuttle zurück nicht, aber gut zu wissen falls man einen Ausweichplan hat. Die ersten Schritte über den Track waren bereits wunderschön.. Sehr gut konnte ich mir vorstellen, wie hier zwei Hobbits auf dem Weg zum einen Berg unterwegs seien. Auch wenn es etwas kitschig klingt, man konnte die Magie dieses Ortes förmlich greifen. Im Rücken den in leichtes Rot getauchte Ruapehu (s.o.). Wie gemalt!
Der Track über den wir da zu Anfang liefen, führte uns zunächst in die Nähe einer „DOC“-Hütte. Diese Hütte wäre zum Beispiel ein Anlauf bzw. Übernachtungspunkt auf dem Northern Circuit geworden.

 

Vorbei an der Hütte durch ein leichtes Tal, langsam aber sicher kam die Sonne über die verschiedenen Berggipfel und tauchten die Szenerie in ein leichtes Orange – sag mal bin ich hier eigentlich im Film? =D An dieser Stelle erspare ich mir mal noch weitere Ausschweifungen und verweise auf die hoffentlich bald kommende Galerie! :)


Aber nebenstehend könnt ihr ja schon mal einen leichten Eindruck gewinnen?

 

Weiter ging es an einem immer weiter ansteigenden Track, begleitet von einem malerischen kleinen Flusslauf.


Ich weiß ja nicht ob ich da jetzt übertreibe, aber der Pfad begeisterte mich schon auf diesen ersten paar Metern. Überschattet wurde die Landschaft stets von dem immer größer wirkenden Mount Ngauruhoe alias Schicksalsberg. Da wollen wir wirklich rauf?.. Da haben wir aber noch einiges vor!

 

Das Wetter war auf jeden Fall auf unserer Seite – glasklarer Himmel, leichter Wind. Vor dem weiteren Aufstieg in Richtung Schicksalsberg kam ich noch an einem Schild der Warnung vorbei. Wie ihr unschwer hier erkennen könnt, nehmen die Neuseeländer das ganze Wandern durch aus ernst.


Naja gut, zumindest die Sicherheit der Wanderer – was ja auch absolut vorbildlich ist! Da aber sowohl das Wetter und die Ausrüstung passten und ich mich außerdem dem weiteren Verlauf gewachsen fühlte, ging es weiter den Berg hinauf. Die Aussicht von oben wurde von Schritt zu Schritt besser!


Während sich die anderen vier unser Gruppe entschlossen, einen Abstecher an einen nahgelegenen Bergfluss zu machen, wanderte ich erst mal alleine weiter rauf.

 

Rund gute anderthalb Stunden nach dem Start erreichte ich somit als erster die Abzweigung zum Krater des Schicksalsberges. Offiziell wird dieser Abschnitt mit etwa zweieinhalb Stunden angesetzt, also perfekt in der Zeit, aber dennoch etwas außer Puste nach dem schnellen Aufstieg auf die Ebene. Ich gönnte mir derweil erst mal eine Pause bis der Rest so langsam eintrudelte. Danach entschied ich mich aber schon mal ein paar Meter weiter in Richtung Berg vorzustoßen..

 

Irgendwie hat es mich dann so dermaßen gepackt, dass ich mich auch direkt an den nicht zu unterschätzenden Aufstieg machte! =D Ein Aufstieg, der es absolut in sich hat!


Ich Depp übersah natürlich, dass zumindest die erste Stufe des Aufstieges wenigstens ein bisschen geführt war. -.- Was mache ich also? Laufe querfeldein und wunder mich, dass schon diese ersten Meter schwieriger sind, als angenommen.

 

Nach und nach näherte ich mich dann dem immer steiler werdenden Teil des Schicksalsberges.. Hui, ganz schön hoch und ganz schön anstrengend. Ihr müsst wissen, dass der eigentliche Track des Tongariro Crossings geführt ist. Der Aufstieg zum Krater dieses Berges – aber mitnichten! So quälte ich mich schon die ersten paar Meter rauf und es war auch absolut keine Besserung in Sicht! Je weiter ich den Berghang empor gekletterte, desto schwieriger wurde es. Ernsthaft, ich konnte mich wirklich in die Strapazen von Frodo und Sam hineinversetzen (auch wenn die Schauspieler vermutlich nie wirklich am eigentlichen Berg waren! =D). 

 

Ja es schien fast so, als ob sich der Berg sich mit seinen gegebenen Mitteln zu verwehren versuchte. Diese waren zum einen die extrem rutschigen Berghänge und auch der äußerst gefährliche Steinschlag von oben..

 

Je weiter ich herauf kam, desto unangenehmer wurde die ganze Sache. Noch rutschiger geht nicht? – Geht ja wohl! Vorsichtig hangelte ich mich also jeden Meter voran, immer drauf bedacht keinen falschen Schritt zu machen! Leider knickte ich natürlich das ein oder andere Mal um, so dass sich mein rechter Knöchel durchaus wieder bemerkbar machte. -.-

 

Immerhin bekam ich auf dem Weg auch den Spruch des Tages von einem freundlichen Dänen entgegen geschmettert! =D Nach einer kurzen Pause auf halber Höhe des Berges brüllte er mir belustigt entgegen: „Wenn zwei Hobbits diesen Berg rauf gekommen sind – dann schaffen wir das auch!! Wir sehen uns oben!“

 

Und er sollte Recht behalten! Zwar war das aller letzte Teilstück das wohl riskanteste auf meiner bisherigeren Reise, aber auch dieses meisterte ich zum Glück ohne größere Blessuren. Das letzte Teilstück bestand nämlich nur noch aus äußerst lockeren Felsbrocken! Stellt euch eine etwa 1.200 Meter Höhe, extrem steile Sanddüne vor. Diese dürft ihr rauf krackseln!


Unbeschwerter Spaß sieht eindeutig anders aus.. Ich war einfach nur froh, als ich mich über die letzten paar Meter am Felskrater hievte. Dafür war der Ausblick wieder einmal einfach unbeschreiblich: 

Mein erster 2.000er! Tolles Gefühl, so etwas geschafft zu haben! :)


Nach ein paar Minuten der Begeisterung fiel mir aber meine eigentliche Aufgabe wieder ein! =D


Natürlich steigt man nicht ohne alles auf diesen berühmten Berg.. Vielleicht ahnt es der ein oder andere jetzt schon bereits, aber ich hatte einen kleinen goldenen Ring an einer Kette bei mir.. Der eine Ring, den es zu zerstören gilt! Im Video seht ihr es besser, aber ja – ich habe den Ring im Schicksalsberg versenkt! Wer kann bitte sowas schon von sich behaupten? =D Einen kleinen goldenen Ring im echten Schicksalsberg „vernichtet“ zu haben?! :) Gandalf wäre stolz gewesen! =D


Durch all die Euphorie hatte ich aber eines vergessen.. Ich musste den Schicksalsberg ja auch irgendwie wieder runter kommen.. Sollte offiziell leichter werden, als rauf..
Unterm Strich stimmte das auch, aber ungefährlich war das auch wiederum nicht.


Nennen wir es mal „Sand surfen“. Stellt euch also noch einmal etwas vor: Und zwar dass ihr ohne Surfbrett oder ohne Snowboard einen 1.200 Meter hohen Berg herunter „surft“.

Klingt auf jedem Fall nach Spaß, geht auch schnell, aber auch hier muss man aufpassen nicht umzuknicken oder aber einen Felsbrocken ab zubekommen. 

 

Dennoch kam ich wohlbehalten unten an! Gott sei Dank! :) Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wer es auch mal machen möchte: Stellt euch auf jeden Fall auf einen harten Aufstieg ein, außerdem NUR machen wenn das Wetter wirklich perfekt ist!

 

Bei schlechtem Wetter ist es ein Himmelfahrtskommando, war schon bei guten Wetter hart genug. Aber wer die Möglichkeit hat oder aber einfach so verrückt ist und auch einen Ring mal in den Krater schmeißen möchte – sollte es machen. :)

 

Am Fuße des Berges wartete ich dann noch auf den Rest der Gruppe, welche später aufgestiegen waren. Zirka 40 Minuten später ging es dann also tatsächlich weiter. Vor dem Abstieg dachte ich mir noch so, dass ich vielleicht doch abkürze und wieder zurückgehe. =D Die Pause half aber neue Kräfte zu mobilisieren und dem weiteren Track zu folgen.


Hindurch ging es durch Mondlandschaften und Einöden wie aus dem Bilderbuch. Mehr und mehr konnte ich mir vorstellen, wieso Peter Jackson gerade den Tongariro National Park als Drehort für sein „Mordor“ ausgewählt hatte.


Kaum bis gar keine Vegetation, keine Form von erkennbaren Lebewesen – außer den immer mehr werdenden Touristen. Der perfekte Ort also für die Geschichte (wenn man sich die vielen Touristen mal weg denkt! =D)

 

Zur Erinnerung, der Schicksalsberg befindet sich im ersten Drittel! Wir hatten zum Zeitpunkt des Abstieges gerade einmal 6 der insgesamt fast 20 Kilometer hinter uns gebracht! =D Das konnte noch was werden.. Auf unserem Weg kamen wir an verschiedenen farbenen Seen vorbei – jedoch fühlte ich mich direkt wieder wie in Rotorua! =D Schwefel! Und der mittlerweil‘ bekannte Geruch nach faulen Eiern. Nett anzusehen ja – aber trotzdem stinkend.

 

Die Füße machten sich mit der Zeit auch deutlich bemerkbarer.. Aber immerhin hatte man die krassesten Anstiege hinter sich! Immerhin etwas! Als letztes kamen wir auf dem Plateau an einem riesigen, kristallklaren See vorbei. Hätte man fast drin schwimmen können – wenn es nicht durch den Wind so kalt war zwischendurch. Abropos Kleidung, meine Wahl schien richtig gewesen zu sein, auch wenn es immer dann recht frisch wurde, wenn man nicht in Bewegung war und der kalte Schweiß sich meldete. Aber das Wetter hielt und so hieß es dann nur zeitweise immer: Jacke auf, Jacke zu, Jacke auf, Jacke aus, Jacke an. =D 

 

Den wunderschönen großen blauen See, welchen ich natürlich auch vom Schicksalsberg ausgesehen hatte, noch im Rücken – begann auch schon fast der Abstieg auf der anderen Seite Richtung Endpunkt des Tracks. Ein nettes Schild verriet uns aber, dass wir gerade einmal zirka die Hälfte unserer 20 Kilometer hinter uns gebracht hatten!  WAS?! Ersthaft? Meine Füße hätte ich zeitweise da schon abschrauben können.. =D

 

So begaben wir uns aber dennoch auf unsere Reise auf die andere Seite des Plateaus, ein letzter Blick auf den wundersamen Berg und schon war er verschwunden. Erneut eröffnete sich uns eine vollkommen neue Szenerie, anders, aber schwer zu beschreiben, daher einfach mal das Bild hier an der Seite für euch. Faszinierend schön, aber halt anders als die Mondlandschaft hinter der letzten Biegung.

 

Was soll ich dazu noch sagen? Dieser Teil des Tracks zog sich am meisten – ganz eindeutig! Immer als wir dachten, jetzt müssen es doch nur noch 5 Kilometer sein, belehrte uns ein Schild eines Besseren: „Ätsch! Sind noch 8!“ 

 

Auf halben Weg kamen wir dann noch an einer DOC-Hütte vorbei. Den Blick über das herumliegende Land war wieder einmal wunderbar. Von da aus waren es aber immer noch rund 6 Kilometer bis zum Endpunkt. Das große Problem hier nur: Der Weg verlief in Serpentinen. Hieß also für uns, dass wir zwar die ganze Zeit das grobe Ziel im Blick hatten, aber auf der anderen Seite auch wussten, dass es noch ein unfassbar langes Stück war! =D


Nach 10 Stunden, 32 Minuten und 46 Hundertsteln erreichten wir endlich den lang ersehnten Endpunkt des Tracks! Fast zwanzig Kilometer hinter uns und auf dem Weg auch noch einen 2.000er erklommen! Einfach ein überragendes Gefühl so etwas geschafft zu haben! :)


Wenn ich so recht drüber nachdenke, habe ich an diesem einzigen Tag Kilometer-technisch die Hälfte des gesamten Northern Circuit abgerissen! =D Schon nicht ohne!

 

Gott sei Dank wartete am Endpunkt schon Moritz mit dem Auto. Er war nicht mit auf dem Schicksalsberg und war bereits vor gelaufen. Wurde freundlicherweise von Hostelkollegen zum Startpunkt mitgenommen und konnte so das Auto in aller Ruhe an den Endpunkt bringen. Hat dementsprechend alles perfekt gepasst! :) Auf der Rücktour im Auto war es dann doch sehr ruhig. Die gesamte Meute war extrem geschafft vom frühen Aufstehen und den vielen gelaufenen Kilometern.


Ich hoffe die Bilder hier haben euch gefallen?

Tja, eigentlich zu schön um Wahr zu sein! :) Somit endete ein extrem ereignisreicher, aber wunderbarer Tag in Neuseeland für mich.

 


Hier folgt nun das Video vom Tongariro Crossing!

Eventuell lade ich auch noch eine separate Galerie rauf, wenn es die Zeit zu lässt. :)  

 

Entschuldigt bitte die Windgeräusche im Hintergrund, aber es war teils sehr windig.  Naja und eigentlich wollte ich das Video in besserer Qualität uploaden.. Geht leider nur nicht, da dies mein wöchentliches Limit sprengen würde auf der Videoplattform.. =D Deswegen leider in schlechterer Qualität - dafür aber rund 38 Minuten lang geworden! =D 

 

Viel Spaß - falls ihr es euch komplett angucken solltet! =D 

Hat sich leider im Titel ein Rechtschreibfehler eingeschlichen.. Heißt natürlich 'Crossing'!


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